Wie arbeitet der homöopathische Arzt?
Am Anfang jeder homöopathischen Behandlung steht eine sehr ausführliche Anamnese (Beschreibung von Symptomen). Man unterscheidet hier zwischen einer akuten Verschreibung (z.B. akuter Infekt) und einer chronischen Verschreibung (z.B. chronische Leiden, wie Neurodermitis, Asthma, rezidivierende Infekte etc.). Auch bei einem akuten Krankheitsbild versuche ich, möglichst viele Symptome zum aktuellen Geschehen zu erfassen, um dann das am besten geeignete akute („organotrope“) homöopathische Arzneimittel verordnen zu können.
Im Falle einer chronischen Verschreibung ist es wichtig, eine sehr ausführliche homöopathische Anamnese zu erheben. In dieser sogenannten Erstanamnese, die in der Regel 2- 3 Stunden Zeit beansprucht, erfahre ich dann nicht nur alles über die Symptome des Patienten, sondern auch über all seine Lebensgewohnheiten (Schlafverhalten, Eßgewohnheiten, Schweiße, Vorlieben, Abneigungen, Charaktereigenschaften….). Die Gesamtheit dieser Symptome führt dann zur Verordnung der homöopathischen Arznei, die am besten zum Patienten passt und somit geeignet ist, seine chronischen Beschwerden zu beheben (konstitutionelle Verschreibung = klassische Homöopathie).
Hahnemann beschrieb diese Anamnese, wie folgt: § 84 Organon:“ Der Kranke klagt den Vorgang seiner Beschwerden; die Angehörigen erzählen seine Klagen, sein Benehmen, und was sie an ihm wahrgenommen; der Arzt sieht, hört und bemerkt durch die übrigen Sinne, was verändert und ungewöhnlich an demselben ist. Er schreibt alles genau mit den nämlichen Ausdrücken auf, deren der Kranke und die Angehörigen sich bedienen. Wo möglich lässt er sie stillschweigend ausreden, und wenn sie nicht auf Nebendinge abschweifen, ohne Unterbrechung. Bloß langsam zu sprechen ermahne sie der Arzt gleich Anfangs, damit er dem Sprechenden im Nachschreiben des Nöthigen folgen könne.“
Arzneimittelgabe
Nach der Anamnese erfolgt die homöopathische Arzneimittelgabe. Hierbei unterscheidet man verschieden Darreichungsformen (Tropfen, Tabletten, Pulver und Globuli) und verschiedene Potenzen. In der Regel erhalten Kinder Globuli (Kügelchen), da diese einfach zu dosieren sind und gut schmecken.
Die Potenzen: Man unterscheidet C, D, LM und Q Potenzen.
C-Potenzen: Der ursprüngliche Wirkstoff (= Ursubstanz) wird 1:100 verdünnt, d.h. 1 Tropfen Ursubstanz und 99 Tropfen Alkohol. (= C1)
D-Potenzen: Der ursprüngliche Wirkstoff (= Ursubstanz) wird 1:10 verdünnt, d.h. 1 Tropfen Ursubstanz und 9 Tropfen Alkohol. (= D1)
LM oder Q-Potenzen: Der ursprüngliche Wirkstoff (= Ursubstanz) wird 1:50000 verdünnt, d.h. 1 Tropfen Ursubstanz und 49999 Tropfen Alkohol. (=LM1 oder Q1)
Potenzierung: 1Tropfen der C1, D1, LM1 oder Q1 wird mit 98 Tropfen Alkohol verdünnt und 100 mal fest geschüttelt (= C2, D2, LM2, Q2).
D.h. mit jedem Potenzierungsschritt enthält das homöopathische Mittel zwar weniger Wirkstoff aber durch die Potenzierung wird seine Wirkung stärker.
Je höher die Potenz, desto weniger Wirkstoff, aber desto höher die Wirksamkeit des Mittels!
Die Globuli werden in der Herstellung dann mit der alkoholischen Lösung getränkt, damit sie den Arzneimittelgehalt aufnehmen. In der Regel verordnet man bei akuten Krankheiten niedrige Potenzen und bei der chronischen konstitutionellen Verschreibung Hochpotenzen.ß